Bali ist unser letzter Ort in Indonesien

Bali ist unser letzter Ort in Indonesien

Wir verlassen Komodo nur sehr ungern, denn wo hatten wir bisher so viele hervorragende Tauchspots in einem Umkreis von nur 1,5 Stunden. Hinzu kommt, das einfache Auffüllen der Tauchflaschen auf den Tauchbooten und die einfach super angenehme Atmosphäre.

Es hilft nichts, es ist bereits Ende September und im November fängt die Zyklonsaison an. Dann sollten wir auf der anderen Seite des Indischen Ozeans sein, auf Mauritius oder Réunion, um von dort aus nach Richardsbay Südafrika aufzubrechen, dem sicherlich anspruchsvollsten Stück unserer Reise.
Jetzt aber gilt es nach Bali zu kommen. Für die nächsten Tage ist zu mindestens auf einem Teil der knapp 300 sm mit etwas Wind zu rechnen, was wir nach den langen Strecken mit Leicht- oder keinem Wind, gerne annehmen. Um das nächtliche Risiko von FAD’s zu minimieren, planen wir unsere Route wieder so, dass wir in den 2 Nächten in möglichst tiefen Gewässern unterwegs sind.

Um kurz nach 2 Uhr morgens werde ich von einem ohrenbetäubenden Knall geweckt

Auf dieser Seite der indonesischen Inseln spüren wir deutlich den Schwell des Indischen Ozeans, so dass wir trotz einer leichten Brise anfangs doch noch unseren Motor laufen lassen müssen.
Es kommt etwas Wind auf, aber die Freude hält nicht lange, in der Nacht läuft wieder der Motor, anders ist in dem Schwell kein Vorwärtskommen. Um kurz nach 2 Uhr morgens werde ich von einem ohrenbetäubenden Knall geweckt, es ist Urtes Nachtwache, sie ist an Deck im Cockpit. Während mein Körper sich blitzartig aus der Koje in den Salon und dann an Deck katapultiert, versucht mein Kopf die Informationen zu verarbeiten, keine Chance.
Was ist passiert? Was war das für ein Knall? Urte kuppelt den Motor sofort aus. Wir schauen hinter uns, nichts zu sehen, kein FAD jedenfalls. Ich frage Urte, sie hat nichts gesehen, wie auch in stockfinsterer Nacht. Ich checke unter Deck ob wir einen Wassereinbruch haben, aber finden tue ich nichts, Gott sei Dank. Wir kuppeln den Motor wieder ein, das Geräusch ist normal, also weder Welle, noch Propeller scheinen beschädigt worden zu sein.

Vermutlich ist ein Stück Holz in unseren Propeller gekommen, wurde dann an unser Unterwasserschiff geschleudert, in dem Moment wirkt der Rumpf wie ein Resonanzkörper. Sofort, wenn wir ankommen werde ich das Unterwasserschiff abtauchen, um zu sehen, ob irgendwelche Schäden zu erkennen sind. Hier in Indonesien, wo keine bzw. keine nur annähernd vertrauenswürdige Yacht Infrastruktur existiert, könnten wir maximal eine Notreparatur durchführen. Mir fällt nur Singapur für eine Reparatur ein, das würde aber bedeuten, dass wir ein massives Zeitproblem bekämen, es eventuell nicht mehr vor der heran nahenden Zyklonsaison über den Indischen Ozean schaffen würde und das hieße dann eine weitere Saison.

Eine Long Line Boje mitten im Indischen Ozean
Dieses große Fass ist wahrscheinlich eine Markierung einer Longline, auch dieses Hindernis möchte man ungerne nachts treffen.

Unser Ziel ist vorerst das traumhafte Lombok

Vor knapp 10 Jahren waren wir bereits mit allen drei Kindern mehrere Wochen auf Bali, haben wunderbare Erinnerungen, gerne würden wir einige Orte wieder sehen. Ins besondere die Internationale Green School Bali von John Hardy, die damals noch im Bau war, würden wir uns gerne ansehen.
Mit einer Yacht ist Bali allerdings unangenehm, jedenfalls der Süden. Der Hafen Benoa liegt nicht nur direkt in der Einflugschneise der Flughafens, an dem täglich hunderte von Fliegern landen, ist Bali doch das Mallorca Australiens. Benoa ist ein kommerzieller Hafen, mit einer zweifelhaften Marina für Yachten, das Wasser ist dreckig und stinkt. Zweimal am Tag dreht der Wind und übelste Gerüche der Müllkippe machen es so unerträglich, dass Freunde von uns Räucherstäbchen abbrennen. Wir brauchen das nicht.
Zum Ausklarieren müssen wir jedoch nach Bali, wir werden aber dort so spät wie möglich hinfahren.

Eigentlich wollen wir in eine Bucht auf Lombok, 50 sm entfernt von Bali. Als wir bei der Einfahrt zum Ankerplatz aber umringt von schwimmendem Müll sind, brechen wir ab und peilen Lembogan an. Lembogan, direkt gegenüber von Bali, ist ein beliebtes Ausflugsziel für Tagestouristen, also definitiv ganz anders als Komodo mit seinen Tauchern und Individualtouristen.

Kurz vor unserem Ziel wird es noch einmal haarsträubend.

Die Meerenge zwischen Lombok und Bali ist bekannt für seine starken Strömungen, wann und in welche Richtung diese laufen, ist kompliziert und für uns nicht heraus zu bekommen. Wir queren die Selat Lombok, merken den Strom der uns aber nicht übermäßig beeinträchtigt.
Im Windschatten von Nusa Penida nähern wir uns jetzt Lembogan als wir vor uns Bereiche platter See sehen und das, obwohl es mit knapp 20kn bläst. Vereinzelt erkennen wir auch stehende Wellen. Wir stehen kurz vor der Meerenge zwischen Nusa Penida und Lembogan, hier werden wir wohl noch einmal gefordert. Weiter nach Süden ausweichen würde dazu führen, dass wir nicht mehr im Hellen am Ankerplatz in der Bucht von Lembogan ankommen, also nähern wir uns vorsichtig inzwischen unter Motor dem glatten Wasser und dann den stehenden Wellen. Das sieht nicht gut aus. Ich halte unsere Nase so weit es geht gegen den Wind, gegen den Strom, voran kommen wir aber nicht. Ich erhöhe noch einmal die Drehzahl des Motors in einen Bereich, den wir sonst gerade mal zum Einfahren des Ankers nutzen. Vorwärts bringt uns das allerdings trotzdem nicht. Hinter uns brechen ab und an Wellen.
Wir bewegen uns gerade einmal seitwärts, kommen dann aber doch Meter für Meter auf die andere Seite dieser enormen Strömung.

In einem Selat in Indonesien haben wir mächtig Strömung mit der hapa na sasa
Glatte See wie hier und …

Stehende Welle hinter unserer hapa na sasa in Indonesien
… im nächsten Moment brechen hinter uns die Wellen.

Auf dem Plotter sehen wir den Kurs der hapa na sasa
Die rote Line zeigt unser Heading, die Orientierung unseres Bugs, die grüne Linie zeigt unseren tatsächlichen Kurs über Grund. Das Einzige was zählt ist heile durch die Strömung zu kommen.

Mit seinen Buddhistischen Tempeln ist Lembogan ganz anders

Am nächsten Morgen gehe ich ins Wasser, um das Unterwasserschiff nach Schäden unserer Kollision abzutauchen. Nichts zu sehen, gar nichts, nicht mal eine Spur im Antifouling, die sich der Kollision zuordnen ließe. Krass dass so ein unglaublicher Knall keine Spuren hinterlässt, aber natürlich sehr erleichternd.
Mit seinen Buddhistischen Tempeln ist Lembogan ganz anders als alles was wir die letzten Wochen in Indonesien gesehen haben. Es kommt uns vor, als wenn wir auf Bali wären, tagsüber jedenfalls. Nachdem die letzte Schnellfähre mit den Tagestouristen von Bali abgefahren ist, kehrt hier nämlich Ruhe ein. Lembogan ist hauptsächlich ein Tagesausflugsziel für Touristen, die ihre Ferien auf Bali verbringen, ins besondere für viele Asiaten.
Wir lassen uns durch die kleinen Straßen treiben immer aufmerksam, dass wir nicht von einem mit zwei rotverbrannten Touristen besetzten Rollern überfahren werden. Ein Indonesier auf einem Moped fährt einen haarsträubenden Stil, dass aber mit jahrelanger Übung, was man bei den Touristen nicht behaupten kann.

Typischer Schmuck vor den Häusern in Bali und Lembogan
Vor vielen Häusern finden wir diesen Schmuck.

Gräber auf Lembogan in Indonesien
Das Thema Beerdigung wird hier wieder ganz anders interpretiert.

Paula und Louisa vor einem der zahlreichen Tempel in Lembogan Indonesien
Paula und Louisa vor einem der zahlreichen Tempel.

Baugerüst in einem Tempel in Lembogan Indonesien
Im Gegensatz zu den Baugerüsten aus geraden Bambusstangen ist dieses Gerüst ein gar meisterhaftes Kunstwerk.

Kleinstpackungen von Shampoo und Cremes in der dritten Welt
Ein riesiger Markt in der dritten Welt sind Kleinstabpackungen von Cremes und Shampoos.

Die Crew der hapa na sasa
Die Mädels der hapa na sasa.

Aufreger nachts an der Mooring

Urte weckt mich mitten in der Nacht, wir würden ganz komisch quer im Strom liegen. Urte hat spät noch ein paar Mails geschrieben, ist also hellwach, von mir kann man das nicht behaupten, das ändert sich jedoch blitzartig.
Es sieht so aus, als wenn sich die sehr massive Mooringleine an unserem Kiel verfangen hat. Das Problem ist somit klar, die Lösung bei einigen Knoten Strom jedoch ganz und gar nicht. Ich gehe ins Dinghy und kann mit meiner Tauchlampe erkennen, dass die Mooringleine schon mal nicht in der Schraube und nicht im Ruder hängt, wenigstens etwas. Selber ins Wasser gehen ist ausgeschlossen, die Strömung würde mich sofort auf Nimmerwiedersehen in die Balisee mitnehmen. Schon die Arbeit aus dem Dinghy ist nicht ohne, die Taucherbrille auf den Augen hänge ich immer wieder vom Dinghy so tief es geht im Wasser, um zu sehen, ob wir frei kommen. Es ist nervenaufreibend, harte Arbeit, aber nach einer Weile bekommen wir mit Hilfe des schiebenden Dinghys und vorsichtigem Einsatz des Motors die hapa na sasa frei. Eigentlich ist man immer froh, wenn die Mooring eine lange Leine hat, denn das reduziert die Belastung auf die Mooring enorm, hier in der Strömung müssen wir aber lernen, dass wir die Mooring lieber kurz nehmen.

Ein Gewirr von Mooringleinen auf der hapa na sasa
Nach der nächtlichen Aktion haben wir die Mooringleine lieber an Deck liegen.

Auf Bali treffen wir Gretchen und Dirk von der Peregrine wieder.

Gretchen und Dirk sind bereits auf Bali, eine ihrer Bordkatzen hatte eine üble Entzündung am Schwanz, so dass sie von Kroko Island direkt nach Bali gefahren waren. Wir meiden die lokalen Moorings, gehen lieber vor Anker, direkt neben die Peregine, wie schön die beiden wieder zu sehen, hatten wir in den ganzen letzten 4 Wochen gerade mal eine andere Segelyacht gesehen.
Da wir vor Lembogan schon die meisten Vorbereitungen für die Überfahrt des Indischen Ozeans erledigt hatten, blieb hier noch das Ausklarieren, Diesel tanken und auf dem Markt frisches Obst und Gemüse kaufen. Diesel wird hier überteuert vor zweifelhaften Agenten verkauft, man hat die wenigen Yachties die hier vorbei kommen als geduldige Melkkühe identifiziert.
Bei Hochwasser kann ich mit dem Dinghy gerade so bis an einen kleinen Anleger fahren an dem genau gegenüber eine Tankstelle ist. Ich versuche also mein Glück, eigentlich sollte das aber gar nicht funktionieren, denn seit den Attentaten auf Bali Anfang des Jahrhunderts ist das Abfüllen und der Verkauf von Treibstoff in Kanistern verboten. Ich habe noch nicht einmal meine Kanister abgestellt, da sehe ich, wie man gerade Kanister mit Benzin auf der ganzen Ladefläche eines Kleinlasters füllt. Hm, das sind bestimmt fast 1.000 Liter Benzin, die da einfach so in 25l Plastikkanistern auf der Ladefläche betankt und transportiert werden, unglaublich. Gerne würde ich ein Foto machen, das spare ich mir aber und lasse mir stattdessen lieber meine Kanister füllen und freue mich Diesel für einen Spottpreis von nicht einmal 40 Cent zu bekommen. Leider ist bei 100l Schluss, der Tank der Tankstelle ist leer, so dass ich weitere hundert Liter bei dem Agenten für mehr als das Doppelte kaufen muss. Beim Übernehmen des Diesels stellt sich heraus, dass der Diesel nicht nur sauteuer ist, man versucht die Yachties auch bei der Menge scheinbar erfolgreich über den Tisch zu ziehen. Der Inhalt eines vollen angeblich 25l fassenden Kanisters reduziert sich auf wundersame Weise auf 20l, sobald der Diesel in meine 20l Kanister gefüllt wird. Der Agent kann sich dieses Phänomen nur damit erklären, dass die Tankstelle ihn beim Kauf betrogen hätte. Nach langer Diskussion verbleibt der Diesel doch in unseren Kanistern und ich kann ihn überzeugen nur jeweils 20l statt der geforderten 25l zu bezahlen.

Modernes Phinisi auf Bali Indonesien
Die moderne Interpretation der klassischen Phinisi, deren Rümpfe noch klassisch aus Holz ohne die Verwendung eines einzigen Nagels gebaut werden. Dieses Schiff wir für Partys und Sunset Cruises genutzt.

Phinisi in Serandan auf Bali
Auch dieses wunderbare Schiff sehen wir in Serangan

Das Ausklarieren ist in Indonesien genauso aufwändig wie das Einklarieren, selbst Health und die Marine müssen Stempel und Unterschrift auf meinem Laufzettel leisten, bis ganz zum Schluss der Harbourmaster handschriftlich am Gartentisch unsere Clearance für den nächsten Zielhafen ausfüllt.

Hier unterschreibt der Harbourmaster unsere Clearance nach Cocos Keeling Rodriguez
An diesem Tisch wird handschriftlich unsere Clearance geschrieben, nachdem ich einen halben Tag lang 5 Unterschriften gesammelt hatte.

Zum Abschluss freuen wir uns auf ein gemeinsames Abendessen mit Gretchen und Dirk. Zu gerne wären wir noch weiter zusammen mit ihnen gefahren. Da sie aber noch ein weiteres Jahr Zeit haben, werden sich demnächst nach Borneo aufbrechen, um danach Malaysia zu entdecken.

Lecker Wiener Schnitzel mit Gretchen und Dirk von der Peregin
Die indonesische Interpretation des Wiener Schnitzel schmeckt Paula vorzüglich.

3 Antworten zu “Bali ist unser letzter Ort in Indonesien”

  1. Danke für den tollen Bali Bericht. Heute wünsche ich euch gesegnete Weihnachten und anschließend einen guten Rutsch.

    Hans J. Heise

  2. Lieber Constantin, ich wünsche Dir und Deiner Familie frohe Weihnachten und viele neue Abenteuer auf Eurer langen Reise im neuen Jahr.
    Ich sende viele Grüße auf die andere Seite der Erde
    Bernd

    • Lieber Bernd, ganz herzlichen Dank, wenn auch verspätet. Dir alles gute bis vielleicht demnächst in Stuggi.